Auf zum Kap Froward
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Wie ich bereits berichtete: ein großes Glück, dass ich Oliver getroffen habe und der mit mir diese Tour macht. Er selbst hat sie schon einmal mit Guide vor drei Jahren gemacht. Damals wohl bei sehr schlechtem Wetter.

Unsere Tour startete zunächst bei relativ gutem Wetter mit einer Busfahrt nach San Juan, wo wir noch zwei andere Wanderlustige aussteigen sahen. Die waren aber schneller als wir losgelaufen und so sollten wir sie erst später kennenlernen.

Der Treck geht von dem Küstendorf über etwa 40 km an der Küste entlang bis zum Kap Froward. Dort steht ein großes Metallkreuz, das Kreuz der Meere. Das Kap ist der südlichste Punkt des amerikanischen Festlandes und dort treffen auch sozusagen atlantischer Ozean (in Form der Magellanstraße) und pazifischer Ozean aufeinander. Das Wetter war auch gut genug um die Codillera Darwin auf der anderen Seite des Kanals zu sehen.

Die ersten acht Kilometer waren von matschiger, halbfertiger Straße und LKWs geprägt. Es wird hier gerade eine Straße in Richtung des Kaps gebaut. Wir vermuten aber, dass sie an dem Leuchtturm enden wird. Dieser war unsere erster Orientierungspunkt, den wir nach circa drei Stunden erreichten. Für uns ging es direkt weiter in die Walfängerbucht, wo aber von den einstigen Walfängern nur einige Metallteile und Sträucher mit gelben (!) Himbeeren übrig sind. Der Weg ist ab dem Leuchtturm entweder am Strand oder entlang der felsigen Küste oder durch den Küstenwald. Am Ende des ersten Tages erreichten wir eine leere Hütte und den ersten Fluss. Dieser ist so niedrig, dass man nichtmal die Schuhe ausziehen muss. Wieso erwähne ich das? Weil ich die Tour hauptsächlich wegen den drei Flussquerungen ohne Brücke oder Seil nicht alleine machen wollte und auch etwas Angst davor hatte.

An der Hütte trafen wir auch Dana aus Berlin und Ajosha aus Punta Arenas, die beiden aus dem Bus. Sie hatten das selbe Ziel, aber weniger Zeit. Deswegen liefen sie am selben Tag noch weiter. Wir trafen sie die folgenden Tage immer mal wieder.

Am zweiten Tag ging es dann zunächst durch einen Sumpf. Dann kam der zweite Fluss und der hatte es in sich. Wir waren einige Stunden vor dem tiefsten Meeresstand da, da wir noch den dritten Fluss bei niedrigem Meeresspiegel machen wollten Auf der anderen Seite warteten auch schon zwei Chilenen auf niedrigeres Wasser. Wir fanden dann aber eine Stelle an der mir das Wasser „nur“ bis zur Brust reichte und querten. Da der Fluss durch das Meer aufgestaut war, gab es keine Strömung. Es ist aber trotzdem gar nicht so einfach mit einem ca. 15 kg Rucksack auf der Schulter in Flip-Flops durch einen Fluss zu waten, dessen Grund an manchen Stellen matschig ist und dabei das Gleichgewicht zu halten. Wir haben es aber alle geschaft (Dana und Ajoscha und die beiden Chilenen).

Danach ging es relativ lange an der Küste entlang, die zunehmend steiniger und weniger sandig wurde und schließlich zum dritten Fluss. Der war von der Höhe ähnlich dem zweiten und wir meisterten die Querung gekonnt und campten direkt auf der anderen Seite.

Am dritten Tag liesen wir all unser Gepäck bis auf ein paar Snacks gut versteckt am Camp und machten uns auf zum eigentlichen Kap. Der Treck war jetzt deutlich anspruchsvoller und wir waren froh mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Endlich kam das Kap mit dem 365 m hohen Hügel auf dem das 24 m hohes Metallkreuz steht in Sicht. Der Aufstieg dauerte dann nochmal knapp eine Stunde und dann waren wir da. Der Wind toste uns um die Ohren, das Kreuz wackelte sichtlich obwohl es nur aus Metallstangen besteht. Trotzdem machte erst Oliver und dann ich mich daran da hochzuklettern (innen war eine Leiter). Der Wind wurde dabei immer stärker und mir war ganz oben ganz schön unwohl, sodass ich schnell wieder runter kletterte. Wir fanden auch noch die Ruinen von einem alten Kreuz aus Stahlbeton.

Oliver hatte ein Satelitentelefon dabei, mit dem er seine Familie anrief. Ich durfte dann auch noch zuhause anrufen und auf den Anrufbeantworter sprechen... vom Ende der Welt :).

Der Rückweg verlief sehr ähnlich dem Hinweg (weswegen ich eigentlich Rundwege bevorzuge). Mit drei Ausnahmen:
1. Wir trafen eine Israelin, die uns verriet, dass Fluss Nr. 3 eine sehr flache Stelle hat. Das war dann tatsächlich viel einfacher dort hinüber zu kommen, da man den Rucksag auf dem Rücken tragen konnte.
2. Tag vier wurden wir nass. Es regnete an diesem Tag nur einmal, dafür lange.
2. Am letzten Abend haben wir noch einmal nahe San Juan gecampt. Nach einigen Schauern hat es nochmal aufgeklart und ich hab ein kleines Lagerfeuer gemacht. War schön. So wie der ganze Trip.