Bis ans Ende der Welt und noch ...
chile 18

... wieder zurück. Das Ende der Welt ist für viele Südamerikareisende Ushuaia. Ich habe mich aber aus zwei Gründen für Puerto Williams entschieden:
1. Wegen meinen kleineren Visa-Schwierigkeiten wollte(/sollte?) ich Chile vorläufig nicht verlassen. Ushuaia liegt in Argentinien.
2. Puerto Williams liegt noch etwas südlicher und verdient damit den Titel „südlichste Stadt der Welt“ zu recht.

Außerdem gibt es in Puerto Williams den südlichsten Treck der Welt: Die Dientes de Navarino. Das heißt so viel wie die Zähne von Navarino. Letzteres ist der Name der Insel. Das Ganze liegt in Feuerland, welches aus Inseln besteht. Es ist eben nur nicht die große Feuerland Insel.

Ich wollte eigentlich mit der Fähre (36 h) hinfahren, aber habe kein Ticket bekommen. Also habe ich den Flieger genommen. Am Tag des Hinflugs hatte der Wind 110 km/h. Der Flieger war aber sehr klein und hat sich davon nicht beeindrucken lassen. Nach nur einer Stunde waren wir auch schon da. Vom Flughafen hat mich der Hostelbesitzer abgeholt. Das Dorf war wirklich sehr ruhig, so wie es auch mein Reiseführer beschrieben hat. Es war jedoch sichtlich am Wachsen. An allen Ortsrändern standen neue Reihenhäuser, die alle mit Flaggenmast gebaut wurden. Es hat nicht jeder auch eine Flagge, was ich gut fand, das würde sonst doch sehr seltsam aussehen. Das Hostel war dann das selbe vor dem mich Matthias gewarnt hatte. Der Besitzer wohnt dort nicht, dafür gibt es Kameras :/. War aber ja nur für eine Nacht.

Am nächsten Tag bin ich früh aufgebrochen zu den Dientes de Navarino. Ich musste mich vorher bei der Polizei melden. Denen habe ich erzählt ich würde mit zwei Deutschen aus dem Hostel aufbrechen, was ich aber nicht gemacht habe, da die beiden sich mehr Zeit mit dem Treck lassen wollten. Also ging es von dem Dorf direkt zum Start des Trecks. Zunächst ging es auf einen Hügel namens Cerro Bandera, wo eine Flagge die chilenischen Besitzansprüche markiert. Hier unten ist der Konkurenzgedanke zu dem Nachbarland leider noch sehr ausgeprägt. Ich hab Geschichten von Argentiniern gehört, die in Puerto Williams nichts verkauft bekommen haben. Nach dem doch sehr anstrengenden Aufstieg auf den Hügel, von wo ich eine super tolle Aussicht auf den Beagle-Kanal hatte, ging es an einem Berghang entlang. Mir wurde von diesen zwei ersten drei Stunden sofort klar, warum der Treck als anspruchsvoll im Reiseführer steht. Ich kam trotzdem gut voran und um 11 Uhr hatte ich die erste Tagesetappe geschafft. Ich hatte bereits geplant noch eine am ersten Tag zu machen, da ich nur vier statt fünf Tagen Zeit hatte. Es ging also noch über zwei Pässe, wo ich Leute überholte, die bereits den zweiten Tag auf dem Treck waren. Um 13:15 war dann auch die zweite Tagesetappe geschaft und ich baute mein Zelt auf. Toll, ich war viel zu schnell gewandert. Den Rest des Tages habe ich mir dann allein vertrieben, was gar nicht so cool war. Viele andere Leute gab es hier nicht, ich hab insgesamt nur acht getroffen. Es war tatsächlich erst der zweite Mehrtages-Treck, den ich alleine unternommen habe. Der erste war auch mein erster überhaupt hier in Chile. Und dieser war mein letzer in Chile. Irgendwie passend. So konnte ich mich nochmal ganz persönlich von Chile verabschieden.

Also was gab es auf diesem Treck zu sehen: Die Dientes de Navarino sind eine markante Bergkette mit schönen spitzen, aber nicht alzu hohen, Gipfeln. Dazwischen gibt es hunderte kleinere Seen, Moorland und den typischen niedrigen Lenga-Wald. Negativ fallen die vielen Bieberdämme auf, oder vielmehr die imensen Mengen Wald, welche die Bieber dafür vernichtet haben. Die Nagetiere wurden einst wegen ihrer Felle importiert und haben sich zu einer Plage entwickelt. Ich hätte mir auch einen gefangen und gebraten, habe aber leider keinen gesehen. Ich glabue für den Schwanz hätte ich von der Regierung sogar noch 100 Dollar Belohnung bekommen. Naja, wer weiß ob ich das wirklich gemacht hätte, ich hatte viel Zeit und seltsame Ideen.

Am zweiten Wandertag hat mich immer wieder Schneefall überrascht. Es war so körniger Schnee, aber doch kein Hagel. Dazu hat mir auf dem einen Pass der Wind ordentlich um den Rucksack gepfiffen. Ich bin dann auf dem Weg runter ordentlich vom Weg abgekommen. Als ich ihn nach ca. zwei Kilometern nicht wiedergefunden hatte, hab ich dann doch mein Handy angeschaltet und GPS benutzt. War aber nur ca. 100 Meter vom Weg weg. Abends habe ich mir einen Windschutz vor mein Zelt gebaut.

Am dritten Wandertag ging es dann einen ordentlich steilen Pass hinauf. Auf der anderen Seite ging es dann durch Schotter wieder runter. Das war cool; so als würde man gleiten. Weiter unten bin ich dann nochmal ordentlich vom Weg abgekommen und irgendwo mitten zwischen wilden Pferden in einem Moorland herausgekommen. GPS habe ich aber nicht mehr gebraucht, ich bin einfach zum Meer gelaufen, wo auch die Straße war. Dort habe ich zum letzten mal gezeltet. Dann ging es zurück nach Puerto Williams und am nächsten Tag zurück nach Punta Arenas und von dort noch am selben Tag nach Puerto Natales, wo ich ja noch mein Visakram abschliesen musste. Das ist mittlerweile auch erledigt :).