Donnerstag, 10. März 2016
Puerto Natales und Punta Arenas
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Nach Torres del Paine ist mein Tempo etwas gesunken. Das lag vor allem an den Behördengängen, die ich noch zu tun hatte (siehe letzter Post). Ich merkte aber auch schnell, das mir ein bisschen Ruhe ganz gut tut. Ich war im Hostel „Last Hope“ in Puerto Natales, wo es mir dank des guten Frühstücks und des netten Besitzers Diego super gefiel. Ich schaute mir diverse DVDs auf Englisch an und lernte viele nette Leute kennen. Sontags gabs sogar ein Barbeque :). Auch schaute ich mir die Stadt ein bisschen genauer an. Puerto Natales ist für eine chilenische Stadt ziemlich sauber, hat unglaublich viele Hostels und Outdoorshops und schöne bunte Häuser.

Schlieslich war der Behördenkram aber erledigt und ich zog weiter nach Punta Arenas (vierstündige Busfahrt). Das ist so die letzte Station vor Feuerland, von welchem mich nun nur noch die Magellanstraße trennt. Die meisten Reisenden komme hier her, um sich Pinguinkollonien anzusehen oder den großen Flughafen zu benutzen. Früher war die Stadt mal ein bedeutender Hafen, aber dank des Panamakanals, gibt es deutlich weniger Schiffsverkehr. Auch die Zeiten der superreichen Großgrundbesitzer, die durch Schafswolle zu Geld kamen, sind vorbei. Man sieht der Stadt aber noch die reiche Vergangenheit an. Es finden sich viele Villen, die sich irgendwie nicht so richtig ins Stadtbild integrieren und auch der Friedhof überrascht mit vielen Mausoleen.

Mein Plan war von hier mit dem Schiff nach Puerto Williams zu fahren, welches die südlichste Kleinstadt der Welt ist. Allerdings gab es keine Plätze mehr und ich landete auf der Warteliste. Die Fähre fährt auch nur einmal die Woche, das hat meine Pläne etwas durcheinander gebracht. Ich habe gerade mit meinem Hostelbesitzer diskutiert, ob ich doch noch mal zur Fähre fahren soll, um nach eventuell freien Plätze zu fragen, da kam Oliver um die Ecke und bekam von meinem Alternativplan mit. Plan B war zum Capo Froward (Kap Froward) zu wandern. Das ist eine vier- bis fünf-Tages-Tour mit drei Flussquerungen zum südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents. Oliver wollte die Tour auch machen und ich wollte die Tour nicht alleine machen (weil ich Angst vor den Flussquerungen hatte, man will ja nicht alleine sein, wenn man ins offene Meer gespült wird). Von der Tour berichte ich dann in meinem nächsten Post :)



Freitag, 26. Februar 2016
Torres del Paine
Der wohl bekannteste Nationalpark Chiles und ich war acht Nächte und neun Tage lang dort.

Der Park ist klasse und hat irgendwie alles. Ich bin mit super netten Menschen gewandert, hab einzigartige Landschaften gesehen, hab gefroren und geschwitzt, hab Verletzten geholfen, hatte Glücksmomente und war erschöpft und hungrig, hab einen Pass überquert, hab mich mit den anderen Menschen vor dem Regen verkrochen und habe am Ende die große Runde geschaft.

Über die neun Tage könnte ich seitenweise schreiben, aber jetzt gerade habe ich da gar keine Lust zu. Ein paar Bilder bekommt ihr aber :).

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Und wenn ihr Interesse an dem Ablauf meiner bisher längsten Tour habt, dann fragt mich, Tagebuch habe ich geschrieben :).



Über Grenzen
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Das letzte mal habe ich mich aus Villa O'Higgins am Ende der Carretera Austral gemeldet. Was ich nicht erwähnte: Das Dorf ist eine Sackgasse, zumindest wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Bin ich aber nicht. Daher ging es für mich mit dem Boot über einen großen See und per Fuß zur Grenze. Eigentlich wollte ich im Grenzgebiet noch mit Paula und Timo, die ich in Villa O'Higgins kennen gelernt hatte eine Wanderung machen. Aber die Beiden hatten ein anderes Boot gebucht und das fuhr dann nicht am selben Tag wie meins :/ (Das ist eine längere Geschichte mit den Booten). Für mich ging es dann also auf einer Tageswanderung (ca. sechs Stunden) vom chilenischen zum argentinischen Zoll, der wiederum an einem anderen See lag. Lustig: Kaum war ich über die Grenze, wurde der Wanderweg schlechter und ich bin an einer Stelle regelrecht im Schlamm versunken. Beim argentinischen Zoll konnte man zelten, was ich auch tat. Am nächsten Tag ging es dann um den Lago Desierto herum (ich hab mir die teure Fähre gespart) zu meiner ersten argentinischen Straße. Calafaten essend saß ich am Straßenrand und wartete auf einen Anhalter. Anscheinend machte ich dadurch einen hungrigen Eindruck, jedenfalls bekam ich von einer argentinischen Familie etwas Essen geschenkt :D. Kurz darauf kam auch ein Tschesche der mich mitnahm nach

El Chaltén
Meine erste argentinische „Stadt“ war vermutlich nicht sehr representativ für Argentinien, da sie hauptsächlich vom Tourismus lebt und als Trekking Hauptstadt bekannt ist. Trotzdem vielen mir direkt ein paar Unterschiede zu Chile auf:
- Argentinier tragen gerne Adidas.
- Empenadas (gefüllte Teigtaschen) haben auf einmal unterschiedliche Formen. In Chile waren es immer Halbkreise.
- Es wird mehr Eis verkauft.
- Argentinier_Innen sind ein bisschen lauter in jeder Lebenslage
- Busse und Essen sind teurer

Ich habe dann eine Nacht auf einem Campingplatz übernachtet und bin auf in Richtung Fitz Roy. Das ist ein Berg in Form eines Haifischzahns, den ich schon von meiner Wanderung über die Grenze gesehen hatte. Eigentlich wollte ich in dem Gebiet zwei Tage wandern, aber am zweiten Tag wurde das Wetter schlechter und ich fühlte mich gesundheitlich nicht so fit. Also bin ich wieder nach El Chaltén und bin direkt in den Bus nach

El Calafate
Ich kam spät Abends an und fragte am Busterminal nach dem günstigsten Campingplatz. Wurde zum teuersten geschickt... . Am nächsten Tag habe ich dann, weil ich ja angeschlagen war, nicht viel gemacht außer den Campingplatz zu wechseln und einen Ausflug zu buchen und zwar zum berühmten

Perito Moreno Gletscher
Das ist zwar teuer, aber der Gletscher ist weltbekannt und man hat gute Chancen einen Abbruch zu sehen, weil der Gletscher sich etwa zwei Meter pro Tag vorwärts schiebt. Bekannt ist der Gletscher außerdem, weil sich in der Mitte gegen eine „Halbinsel“ drückt, von der aus man sehr nah an den Gletscher herankommt.

Also gings am nächsten Tag mit dem Bus zum Gletscher. Der war dann wirklich riesig, das kommt auf den Bildern bestimmt nicht so rüber. So wirklich begreift man das auch nicht wenn man davorsteht. Richtig klar wurde es mir dann auch erst, als ich einen Abbruch sah. Der war erstmal total langsam, weil das Eis so tief gefallen ist und dann noch so weit weg (mehrere Kilometer), das man nichts davon gehört hat. Zurück auf dem Campingplatz hab ich dann noch mit meiner Familie geskyped und den Bus nach Puerto Natales (Chile) gebucht. Außerdem hab ich ganz viel Mantecol genascht ;).

Raus aus dem Bus, rein ins Polizeiauto
Die Busreise zurück nach Chile und weiter in den Süden verlief zunächst ruhig. Es ging durch die argentinische Pampa. Durch den Regenschatten der Anden ist es hier sehr viel trockener als in Chile und die Flächen lassen sich anscheinend nur durch Viehzucht einigermaßen nutzen. An der Grenzkontrolle nach Chile kam dann der Gau. Ich hab ja ein spezielles Work and Travel Visum. Anscheinend hätte ich aber nach der Ankunft einen Ausweis mit Steuernummer abholen müssen. Das hatte ich nicht gemacht, weil ich ja gar nicht vor hatte zu für Geld zu arbeiten. Ich hätte den Ausweis aber doch abholen müssen. Naja, die Polizei hat mich an der Grenze festgehalten und der Bus ist ohne mich weiter gefahren. Dafür kamen dan extra zwei Beamte und haben mich abgeholt. War irgendwie ein komisches Gefühl so in einem Polizeiauto am Ende der Welt. Ich hab mich aber kein bisschen unsicher gefühlt, was an drei Gründen lag:
- Die Polizist_Innen waren sehr nett
- Die Polizei in Chile hat einen guten Ruf
- Es ging nur um Papierkram
Was folgte war dann ein Bericht und eine Reihe von Behördengängen, die ich jetzt hier nicht vertiefen will ;). Extra gekostet hat mich das ganze nichts, trotz Privattaxi. Es ist jetzt wieder alles in Ordnung und wenn alles gut läuft bekomme ich einen Monat vor dem Ende meiner Reise noch einen chilenischen Ausweis :D.



Montag, 8. Februar 2016
Die fantastische Careterra Austral
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Ich hab es geschafft! Ich bin am Ende der Carretera Austral! Damit endet irgendwie ein Abschnitt meiner Reise. Seit Futaleufú hab ich wieder so viel erlebt, aber nur Lust einen Text zu schreiben, deswegen mach ich das jetzt etwas kürzer und erwähne nur das Erwähnenswerte.

Parque Queulat
Von Futaleufú ging es erstmal mit dem Bus nach La Junta. Dort traf ich den Franzosen Victor wieder, der jetzt mit einer neuen Freundin, Miri aus Deutschland (der Schlawiner). Miri ist irgendwie das genaue Gegenteil von der alten Freundin, die war zurückhaltend und religiös. Miri ist sehr extrovertiert, sie fordert beispielsweise beim Anhalten Autos, die in die falsche Richtung fahren, per Handzeichen zum umdrehen auf :D oder schaut Moskitos dabei zu, wie sie ihr Blut aussaugen. Mit den beiden bin ich zum Park getrampt und wir haben vor dem Parkeingang wild gezeltet. Die beiden sind sehr nett. Am nächsten Morgen hat es geregnet und die beiden sind zur Straße. Ich hab meinen Kram im Zelt (versteckt im Wald gelassen) und bin in den Park. Wegen den Wolken hat man den hängenden Gletscher nicht sooo gut gesehen, aber es war ganz nett. Später hab ich dann mich auch an die Straße gestellt und drei Bauarbeiter haben mich mitgenommen. Die haben dann nochmal an einer Baustelle gehalten. Danach sprang das Auto nicht mehr an. Ein Bus fuhr vorbei und ich saß im Auto - Mist! Die Bauarbeiter haben aber eine Batterie aus einem Baustellengenerator ausgebaut und dann gings weiter. Am Ende haben wir sogar den Bus eingeholt (ich wollte weiter als die Bauarbeiter) und ich bin während die Sonne unterging Richtung Coyhaique gedüst und dabei sanft eingedöst.

Coyhaique
Als ich aufwachte und wir da waren, war es dunkel. Coyhaique, die mit Abstand größte Stadt an der Carretera, glitzerte im Tal. Bald waren wir da. Es war schwierig um fast 23 Uhr noch ein Camping zu finden, so lief ich von der Straße ein Stück auf ein leeres Grundstück und campte die zweite Nacht wild. Am nächsten Morgen checkte ich auf einem Campingplatz ein und duschte erstmal. Ansonsten schaute ich mir dann noch Coyhaique an und informierte mich über Trekking. Mir wurde Cerro Castillo empfohlen. Den Rest vom Tag war ich noch Vorräte einkaufen und hab lecker gekocht (Wraps mit Lachs, Avokado und Tomate). Am nächsten Tag ging es mit drei verschiedenen Autos per Anhalter zum Ausgangspunkt von

Cerro Castillo
Im letzten Auto waren noch Mahycol und Nicolas gewesen und die hatten den selben Plan wie ich: Eine drei bis vier Tage lange Wanderung durch Cerro Castillo. Die beiden waren super. Später haben wir noch Florian und Lambert kennengelernt und mehr oder weniger zusammen sind wir gewandert. Macht jetzt nicht viel Sinn jeden der drei Tage zu beschreiben, aber es gab folgende Highlights:
-Die wunderschöne Landschaft mit dunklen Felsen, die sich wie Burgtürme aus dem Schnee erhoben (Cerro Castillo heißt etwa Burghügel).
-Die zweite Nacht haben wir nahe einer Lagune gecampt. Die war direkt von einem Gletscher gespeist und seeehr kalt. Ich habs etwa 30 Sekunden darin ausgehalten. In der Nacht gab es dort auch Frost, war auf über 1000 Metern. -Und am nächsten Tag haben wir sieben (!) Kondore gesehen, davon saß einer auf einem Felsvorsprung nur etwa 30 Meter entfernt. Da hatten wir unglaubliches Glück. Die Dinger sind selten aus der Nähe zu sehen, vermutlich schämen sie sich, weil sie so hässlich sind und verstecken sich vor Fotographen ;).

Glaciar Exploradores
Von Villa Cerro Castillo ging es nach Rio Tranquilo. Von dem Tag hab ich in meinem letzten Post berichtet. Am nächsten Tag ging es mit Mahycol auf einen Gletscher. Die Tour war zwar teuer (ca. 55 €) und wir wurden durch einige langsame Gruppenmitglieder sehr gebremst (wir mussten am Vortag bestimmt fünfmal auf einem Zettel angeben wir körperlich fit wir sind, da haben wohl einige gelogen :-| )..., aber es war echt cool. Ich hatte vorher viel Angst in eine Gletscherspalte zu fallen, warum weiß ich nicht. Mit Spikes zum Überziehen an den Schuhen war das Laufen über den Gletscher sehr einfach und die meisten Gletscherspalten waren ohnehin mit Wasser gefüllt. Und wir waren auch in einem Gebiet unterwegs, wo es keine plötzlichen Eisbewegungen oder so gibt. Es war also nicht gefährlich (ich musste am Vortag auch nur unterschreiben, dass ich sie für Verletzungen nicht verklage. Beim Rafting in Futaleufú musste ich auch unterschreiben, dass der Veranstalter nicht für meinen Tod verantwortlich gemacht werden kann). Wir waren sogar in einem Eistunnel und haben viel erklärt bekommen.

Während der Tour ist mir die Hose am Hintern aufgerissen und es haben vermutlich alle aus der Gruppe meine Unterhose begutachtet. Habe ich dann abends genäht. Ich wollte eigentlich einen eigenen Blogpost zu dem Ausflug mit dem Titel „Arschkalter Gletscher“ oder so machen.

Capillas de Marmol
Am nächsten morgen bin ich dann noch mit einem Boot und sieben anderen Touristen zu den nahen Capillas de Marmol. Das sind vom See Lago Carrera General (größter Chiles) ausgewaschene Marmorfelsen. Die sahen im Morgenlicht sehr schön aus, lohnen sich auf jeden Fall. Wir haben viel fotographiert. Auf der Rückfahrt wurde der Wind heftiger, die Wellen höher und die drei Mädels vor mir vielen auf einmal rückwärts von der Bank mir zu Füßen. Es wurde viel gelacht :D. Am selben Tag ging es noch mit dem Bus nach Cochrane dem letzten größeren Ort auf der Careterra Austral. Ab hier bin ich nicht mehr per Anhalter unterwegs gewesen, weil mich die Leute in Rio Tranquilo abgeschreckt haben, die dort mehrere Stunden in der Sonne auf Autos gewartet haben. Achja das Wetter ist seit Queulat sehr sonnig.

Tortel
Cochrane war eigentlich nur eine Stadt um sich nochmal auszurüsten. Im Bus hatte ich Matthias kennengelernt, der mir ziemlich sympathisch war. Wir fuhren am nächsten Tag nach Tortel und hatten vor von dort nach Villa O'Higgins weiterzufahren. Daraus wurde nichts, da der entsprechende Bus nur zweimal pro Woche fährt und für eine Woche ausgebucht ist. Wir hatten aber Glück im Unglück und konnten einen Bus zurück nach Cochrane am nächsten und von dort nach Villa O'Higgins am übernächsten buchen (das hies allerdings auch, das wir die dreistündige Strecke insgesamt dreimal fahren würden, was für eine Verschwendung). Also hatten wir einen Abend und einen Morgen um uns Tortel anzugucken. Das Dorf ist wirklich wie aus dem Bilderbuch. Es gibt keine Straßen nur Stege. Die winden sich um große Hügel am Meer entlang, so dass alle Häuser nicht weiter als 50 Meter vom Wasser entfernt sind. Die „Plätze“ sind überdachte Holzplattformen. Häuser stehen alle auf Stelzen. Wir haben ganz am Ende des Dorfes am Strand auf einer Wiese gecampt. In dem Dorf gab es kein Wasser aus Leitungen (akutes Problem) und nur manchmal Strom (dauerhaft rationiert). Wir haben noch eine Wanderung auf dem Hügel über dem Dorf gemacht und hatten einen einmaligen Ausblick. Ein bisschen haben wir uns auch verlaufen, weil der Weg so schlecht markiert war.

Am nächsten Tag war Matthias Geburtstag. Ich hab ihm eine Geburtstagskerze gebastelt (Familientradition bei ihm) und wir haben Milchreis mit vielen Äpfeln gekocht. Dann ging es mit dem Bus zurück nach Cochrane. Auf dem Campingplatz dort trafen wir wieder Vincent und Miri. Miri malte mir ein Mandala in mein Tagebuch. Früh morgends ging es dann am nächsten Tag nach Villa Castillo. Auf der Fahrt ging es durch wunderschöne Täler, vorbei an Bergen, Flüssen, Wäldern, Wasserfällen, Seen und Gletschern, durch sehr ursprüngliches, kaum besiedeltes Land. Es gibt zwar alle 30 km einen Hof oder so aber sonst ist das hier echte Wildnis!

So und jetzt habt Spaß die Bilder den Ereignissen zuzuordnen ;).