Montag, 8. Februar 2016
Die fantastische Careterra Austral
chile 13

Ich hab es geschafft! Ich bin am Ende der Carretera Austral! Damit endet irgendwie ein Abschnitt meiner Reise. Seit Futaleufú hab ich wieder so viel erlebt, aber nur Lust einen Text zu schreiben, deswegen mach ich das jetzt etwas kürzer und erwähne nur das Erwähnenswerte.

Parque Queulat
Von Futaleufú ging es erstmal mit dem Bus nach La Junta. Dort traf ich den Franzosen Victor wieder, der jetzt mit einer neuen Freundin, Miri aus Deutschland (der Schlawiner). Miri ist irgendwie das genaue Gegenteil von der alten Freundin, die war zurückhaltend und religiös. Miri ist sehr extrovertiert, sie fordert beispielsweise beim Anhalten Autos, die in die falsche Richtung fahren, per Handzeichen zum umdrehen auf :D oder schaut Moskitos dabei zu, wie sie ihr Blut aussaugen. Mit den beiden bin ich zum Park getrampt und wir haben vor dem Parkeingang wild gezeltet. Die beiden sind sehr nett. Am nächsten Morgen hat es geregnet und die beiden sind zur Straße. Ich hab meinen Kram im Zelt (versteckt im Wald gelassen) und bin in den Park. Wegen den Wolken hat man den hängenden Gletscher nicht sooo gut gesehen, aber es war ganz nett. Später hab ich dann mich auch an die Straße gestellt und drei Bauarbeiter haben mich mitgenommen. Die haben dann nochmal an einer Baustelle gehalten. Danach sprang das Auto nicht mehr an. Ein Bus fuhr vorbei und ich saß im Auto - Mist! Die Bauarbeiter haben aber eine Batterie aus einem Baustellengenerator ausgebaut und dann gings weiter. Am Ende haben wir sogar den Bus eingeholt (ich wollte weiter als die Bauarbeiter) und ich bin während die Sonne unterging Richtung Coyhaique gedüst und dabei sanft eingedöst.

Coyhaique
Als ich aufwachte und wir da waren, war es dunkel. Coyhaique, die mit Abstand größte Stadt an der Carretera, glitzerte im Tal. Bald waren wir da. Es war schwierig um fast 23 Uhr noch ein Camping zu finden, so lief ich von der Straße ein Stück auf ein leeres Grundstück und campte die zweite Nacht wild. Am nächsten Morgen checkte ich auf einem Campingplatz ein und duschte erstmal. Ansonsten schaute ich mir dann noch Coyhaique an und informierte mich über Trekking. Mir wurde Cerro Castillo empfohlen. Den Rest vom Tag war ich noch Vorräte einkaufen und hab lecker gekocht (Wraps mit Lachs, Avokado und Tomate). Am nächsten Tag ging es mit drei verschiedenen Autos per Anhalter zum Ausgangspunkt von

Cerro Castillo
Im letzten Auto waren noch Mahycol und Nicolas gewesen und die hatten den selben Plan wie ich: Eine drei bis vier Tage lange Wanderung durch Cerro Castillo. Die beiden waren super. Später haben wir noch Florian und Lambert kennengelernt und mehr oder weniger zusammen sind wir gewandert. Macht jetzt nicht viel Sinn jeden der drei Tage zu beschreiben, aber es gab folgende Highlights:
-Die wunderschöne Landschaft mit dunklen Felsen, die sich wie Burgtürme aus dem Schnee erhoben (Cerro Castillo heißt etwa Burghügel).
-Die zweite Nacht haben wir nahe einer Lagune gecampt. Die war direkt von einem Gletscher gespeist und seeehr kalt. Ich habs etwa 30 Sekunden darin ausgehalten. In der Nacht gab es dort auch Frost, war auf über 1000 Metern. -Und am nächsten Tag haben wir sieben (!) Kondore gesehen, davon saß einer auf einem Felsvorsprung nur etwa 30 Meter entfernt. Da hatten wir unglaubliches Glück. Die Dinger sind selten aus der Nähe zu sehen, vermutlich schämen sie sich, weil sie so hässlich sind und verstecken sich vor Fotographen ;).

Glaciar Exploradores
Von Villa Cerro Castillo ging es nach Rio Tranquilo. Von dem Tag hab ich in meinem letzten Post berichtet. Am nächsten Tag ging es mit Mahycol auf einen Gletscher. Die Tour war zwar teuer (ca. 55 €) und wir wurden durch einige langsame Gruppenmitglieder sehr gebremst (wir mussten am Vortag bestimmt fünfmal auf einem Zettel angeben wir körperlich fit wir sind, da haben wohl einige gelogen :-| )..., aber es war echt cool. Ich hatte vorher viel Angst in eine Gletscherspalte zu fallen, warum weiß ich nicht. Mit Spikes zum Überziehen an den Schuhen war das Laufen über den Gletscher sehr einfach und die meisten Gletscherspalten waren ohnehin mit Wasser gefüllt. Und wir waren auch in einem Gebiet unterwegs, wo es keine plötzlichen Eisbewegungen oder so gibt. Es war also nicht gefährlich (ich musste am Vortag auch nur unterschreiben, dass ich sie für Verletzungen nicht verklage. Beim Rafting in Futaleufú musste ich auch unterschreiben, dass der Veranstalter nicht für meinen Tod verantwortlich gemacht werden kann). Wir waren sogar in einem Eistunnel und haben viel erklärt bekommen.

Während der Tour ist mir die Hose am Hintern aufgerissen und es haben vermutlich alle aus der Gruppe meine Unterhose begutachtet. Habe ich dann abends genäht. Ich wollte eigentlich einen eigenen Blogpost zu dem Ausflug mit dem Titel „Arschkalter Gletscher“ oder so machen.

Capillas de Marmol
Am nächsten morgen bin ich dann noch mit einem Boot und sieben anderen Touristen zu den nahen Capillas de Marmol. Das sind vom See Lago Carrera General (größter Chiles) ausgewaschene Marmorfelsen. Die sahen im Morgenlicht sehr schön aus, lohnen sich auf jeden Fall. Wir haben viel fotographiert. Auf der Rückfahrt wurde der Wind heftiger, die Wellen höher und die drei Mädels vor mir vielen auf einmal rückwärts von der Bank mir zu Füßen. Es wurde viel gelacht :D. Am selben Tag ging es noch mit dem Bus nach Cochrane dem letzten größeren Ort auf der Careterra Austral. Ab hier bin ich nicht mehr per Anhalter unterwegs gewesen, weil mich die Leute in Rio Tranquilo abgeschreckt haben, die dort mehrere Stunden in der Sonne auf Autos gewartet haben. Achja das Wetter ist seit Queulat sehr sonnig.

Tortel
Cochrane war eigentlich nur eine Stadt um sich nochmal auszurüsten. Im Bus hatte ich Matthias kennengelernt, der mir ziemlich sympathisch war. Wir fuhren am nächsten Tag nach Tortel und hatten vor von dort nach Villa O'Higgins weiterzufahren. Daraus wurde nichts, da der entsprechende Bus nur zweimal pro Woche fährt und für eine Woche ausgebucht ist. Wir hatten aber Glück im Unglück und konnten einen Bus zurück nach Cochrane am nächsten und von dort nach Villa O'Higgins am übernächsten buchen (das hies allerdings auch, das wir die dreistündige Strecke insgesamt dreimal fahren würden, was für eine Verschwendung). Also hatten wir einen Abend und einen Morgen um uns Tortel anzugucken. Das Dorf ist wirklich wie aus dem Bilderbuch. Es gibt keine Straßen nur Stege. Die winden sich um große Hügel am Meer entlang, so dass alle Häuser nicht weiter als 50 Meter vom Wasser entfernt sind. Die „Plätze“ sind überdachte Holzplattformen. Häuser stehen alle auf Stelzen. Wir haben ganz am Ende des Dorfes am Strand auf einer Wiese gecampt. In dem Dorf gab es kein Wasser aus Leitungen (akutes Problem) und nur manchmal Strom (dauerhaft rationiert). Wir haben noch eine Wanderung auf dem Hügel über dem Dorf gemacht und hatten einen einmaligen Ausblick. Ein bisschen haben wir uns auch verlaufen, weil der Weg so schlecht markiert war.

Am nächsten Tag war Matthias Geburtstag. Ich hab ihm eine Geburtstagskerze gebastelt (Familientradition bei ihm) und wir haben Milchreis mit vielen Äpfeln gekocht. Dann ging es mit dem Bus zurück nach Cochrane. Auf dem Campingplatz dort trafen wir wieder Vincent und Miri. Miri malte mir ein Mandala in mein Tagebuch. Früh morgends ging es dann am nächsten Tag nach Villa Castillo. Auf der Fahrt ging es durch wunderschöne Täler, vorbei an Bergen, Flüssen, Wäldern, Wasserfällen, Seen und Gletschern, durch sehr ursprüngliches, kaum besiedeltes Land. Es gibt zwar alle 30 km einen Hof oder so aber sonst ist das hier echte Wildnis!

So und jetzt habt Spaß die Bilder den Ereignissen zuzuordnen ;).