Als ich Pia fragte, ob man den Vulkan Yates besteigen kann (er ist schließlich nur ein paar Kilometer entfernt), war die Antwort eher negatv :D. Aber sie erzählte mir, dass Caco, ein Nachbar und Freund, Touren für Touristen auf den Berg anbietet. Auch für Leute, die noch nie geritten sind. So wie ich. Eigentlich wollte ich die Tour an meinem Geburtstag machen, aber da lag ich krank im Bett.
Heute war es aber soweit. Ich bin mit dem Fahrrad zu Caco gefahren. Der hatte die Pferde schon gesattelt. Ich durfte auf Nipi, dem etwas größerem und ruhigeren reiten. Er zeigte mir kurz, wie man mit den Zügeln „bremst“ und „lenkt“ und mit den Schuhen „Gas gibt“. Ich stieg auf und fühlte mich direkt ziemlich sicher. Es ging zunächst durch relativ flaches Gelände in Richtung Berge. Daber wollte ich zuerst jede kleine Kurve dem Pferd vorgeben. Es reagierte aber nicht darauf und ich merkte, das es gar nicht nötig ist. Nipi bleibt, anders als ein Auto, von selbst auf dem Weg. Danach ging es langsam den Berg hoch. Der Wald wurde dichter und leider auch die Wolken. Ich hatte keinen Schönwettertag erwischt. Der Weg wurde steiler und schließlich machten wir kleinere Pausen ohne abzusteigen, damit die Pferde mal durchatmen können. Bei einer dieser Pausen bemerkte ich wie warm Nipi unter mir geworden war. Er dampfte!
Zwischenzeitlich war der Weg so steil, dass ich mir Gedanken machte, wo ich mich denn festhalte, wenn ich das Gleichgewicht verliere. Zum Glück kam es nicht dazu.
Schließlich kammen wir auf einer kleinen Lichtung vermutlich nicht mal ein Viertel den Vulkan hoch an. Die Aussicht war aber trotzdem super, nur durch das Wetter begrenzt. Wir hatten ein kleinen Snack und dann ging es einen anderen Weg zurück. Für den Rückweg änderte Caco auch den Sattel, weil es ja bergab ging.
Am Ende hatte ich zwar keine Schmerzen, aber irgendwie war es doch anstrengend. Mir fehlt vermutlich auch die richtige Technik. Insgesamt hat mir der Ausflug aber super viel Spaß gemacht.
Ich möchte euch von ein paar netten Leuten berichten, die ich kennenlernen durfte. Jede_r für sich ist besonders und deswegen werde ich euch kurz von Ihnen erzählen.
Kurzer Lagebericht bevor es losgeht: Mir geht es wieder gut, ich war etwa 5 Tage krank, auch an meinem Geburtstag. Mir gefällt es hier immer noch super gut, ich bin schon ein bisschen traurig bald zu gehen.
Pia und Vito sind meine momentanen „Gast-/Arbeitgeber“. Pia kommt aus Dänemark und Vito ist Chilene. Die beiden haben zwei gemeinsame Kinder, von denen ich eines morgen kennenlernen werde. Vito war früher Fotograf, Pia Lehrerin, beide haben aber noch viele andere Sachen gemacht und wissen unglaublich viel über alles mögliche. Zu meinem Glück teilen Sie ihr Wissen gerne und so habe ich hier jede Menge interessante Sachen gelernt. Vito versucht einen wilden Falken zu zähmen, indem er ihm öffter mal Essensreste gibt, siehe Bild.
Fidel wohnt auch hier in Yates und hat ein paar Tiere. Anscheinend ist er sehr gut im Häuserbauen, denn er hat das von Pia und Vito, sowie das von Anette und noch andere gebaut. Mit Holz aus dem hiesigen Wald. Manchmal kommt er einfach so vorbei, hier verabredet man sich meistens nicht, man besucht sich einfach. Er ist ein sehr ruhiger Typ und hat irgendwie die Ausstrahlung von einem Profi. Ich hab ihm den Spruch „kein Bier vor vier“ beigebracht. Gefällt ihm sehr gut. Er hält sich nicht dran.
Anette ist eine Deutsche die mit ihrem Sohn in einem Haus hinter der Laguna sin nombre wohnt. Dort kommt man nicht mit dem Auto hin, sondern nur mit dem Ruderboot (!) oder einem 50-minütigem Fußmarsch durch den Wald. Sie hat ein paar Hühner und vor allem einen großen Gemüßegarten. Besonders lecker sind ihre Stachelbeeren und die Holundergetränke, die sie selbst macht. Das erste Mal war ich an Silvester dort und bin ungeplant dann zum Feiern da geblieben. Es gab Asado (Lamm am Spies am Lagerfeuer) und jede Menge Bier. Ich hatte gar nichts dabei und so bin ich am nächsten Morgen in meinen muffigen Kleidern zurückgelaufen.
Andor ist Anettes Sohn und an Silvestermittag hab ich mit ihm an seinem Wasserkraftwerk gearbeitet. Das Projekt existiert wohl schon seit acht Jahren und ist jetzt fast fertig. Wäre ich an Neujahr noch ein paar Stunden länger geblieben, ich hätte das erste mal selbstproduzierte 220 V mitbekommen. Das Kraftwerk besteht aus einem ca. 30 m langen Rohr, das durch eine Schlucht läuft in der ein Bach plätschert. Am Ende ist eine Düse und eine Turbine, sowie ein Generator. Andor hat Medien (Film) gelernt, arbeitet auch in der Branche und würde gerne seinen Computer betreiben, dazu reicht die Solaranlage nunmal nicht aus. Er ist total sympathisch, energiegeladen und ich hatte viel Spaß mit ihm zu tüfteln.
Longino (?) ist ein Nachbar, der nur unweit von hier, also auch in Yates wohnt. Wir waren am 23.12 bei ihm und seiner Frau. Ich habe schon im Märchen von ihm berichtet, Totschlag, Gefängnis, Hölle, vielleicht erinnert ihr euch ja. Was ich nicht erwähnt hatte, war das die beiden gerade dabei waren Empenadas (gefüllte Teigtaschen) zu machen. Sie haben uns natürlich eingeladen und sich riesig gefreut, weil sie sonst über Weihnachten aleine waren. In der Ecke stand auch ein winziger blinkender Weihnachtsbaum. Longino macht auch Körbe aus Trieben aus dem Urwald. Die haben mir super gefallen.
Abraham ist der andere Nachbar von dem ich schon berichtet habe, Adoption, Ausweis, usw.. Jedenfalls gab es noch eine nette Geschichte mit ihm. Es kam nähmlich weiter unten im „Dorf“ (Yates ist eigentlich mehr ein Gebiet in dem eben Häuser stehen) kein Wasser mehr ankam. Das lag an Abraham, der hatte nähmlich keine Vorrichtung, die schließt, sobald sein Tank voll ist. Das heißt sein Tank lief die ganze Zeit über und durch das Rohr kam unten im Dorf weniger bis gar nichts mehr an. Pia hat ihm ein Ultimatum von einer Woche gesetzt sich so eine Vorrichtung zu besorgen. Die Wasserversorgung hier ist irgendwie gemeinschaftlich organisiert, sonst gäbs kein Wasser, außer aus dem Bach. Das heißt es gibt keine Wasserzähler.
Paulo wohnt in Rio Puelo, dem nächsten größeren Dorf. Dort stehen die anderen Bienenstöcke von Pia und Vito. Er vermietet Hütten und hat diese auch gebaut. Letzte Woche hat er eine Wandertour mit einem Priester entlang der alten Jesuitenroute gemacht. Er hat irgendwie auch diese Profi-Ausstrahlung. Einmal als wir bei ihm waren, hatte er noch Freunde da und einer von denen baut ein Haus im Wald nahe des Flusses. Dafür hat er aber keine Genehmigung und das Grundstück gehört ihm nicht, aber das interessiert hier anscheindend niemanden so sehr. Außer Anette, die ist nähmlich (ich weiß die genaue Bezeichnung nicht) Landschaftsplanerin.
Mattis ist ein Schweitzer und er wohnt momentan bei einem Freund auf dem Campingplatz umsonst. Er ist mit der jungen Lucia zusammen und plant ein Haus nahe dem von Anette zu bauen. Er war auch an Silvester da.
Uuund viele andere, die ich ausgelassen habe. Hier noch ein paar Bilder, die jetzt aber nicht unbedingt zu dem Text passen und zum Teil schon etwas älter sind.
In Chile fährt man mit dem Bus! Viele vor allem ärmere Leute haben keine oder nur sehr alte Autos. Und Züge gibt es hier kaum (hab noch keinen gesehen), was, wenn ich das richtig verstanden habe, auf Pinochet zurückzuführen ist. Also fahren hier viele mit den Bussen und es fahren viele Busse. Das ist für mich als Turist natürlich sehr angenehm ;). Bei meinen vielen Bussreisen ist mir so einiges aufgefallen, was das Reisen mit dem Bus hier besonders macht. Eine kleine Liste:
- Die Türen öffnen vor dem Anhalten und schließen nach dem losfahren.
- Es ist erlaubt, auf dem Beifahrersitz zu sitzen. Hab ich auch ausgenutzt ;). Die Bustür ist dahinter.
- Einmal hat der Busfahrer (ich hab noch keine Fahrerin getroffen) auf halber Strecke von (s)einer Frau ein Lunchpaket und Wasser bekommen, das er dann während der Fahrt verzehrt hat.
- Das Innere des Busses um den Fahrer herum ist mit allerlei persönlichen Gegenständen geschmückt. Kinderbilder, Jesusbild, Plastikrosen und ähnliches hab ich öfter mal gesehen.
- Das Radio läuft laut.
- Wenn es heiß ist, wird die Tür offen gelassen (zum Glück).
- Der Fahrer wird jederzeit anhalten, wenn man ihn darum bittet, selbst wenn 50 m weiter die Busshaltestelle ist.
- Er wird auch überall anhalten um Menschen am Straßenrand einzusammeln, wenn man ihm ein Handzeichen gibt.
- Der Freund des Busfahrers hat einmal zeitweise das Abkassieren übernommen. Sonst wird hier meistens bezahlt, wenn man aussteigt.
- Im Bus hängen allerlei Schilder, darunter eine Preistabelle und der Name des Fahrers mit Wohnort.
- Man nutzt die Busse auch als Transportmittel, um beispielsweise Möbel nach hause zu bringen.
- Die Sitze sind natürlich auch relativ klein und die Busse relativ niedrig (für mich) aber das ist angeblich im Rest von Südamerika noch viel schlimmer.