Die Menschen von Rio Puelo
Ich möchte euch von ein paar netten Leuten berichten, die ich kennenlernen durfte. Jede_r für sich ist besonders und deswegen werde ich euch kurz von Ihnen erzählen.

Kurzer Lagebericht bevor es losgeht: Mir geht es wieder gut, ich war etwa 5 Tage krank, auch an meinem Geburtstag. Mir gefällt es hier immer noch super gut, ich bin schon ein bisschen traurig bald zu gehen.

Pia und Vito sind meine momentanen „Gast-/Arbeitgeber“. Pia kommt aus Dänemark und Vito ist Chilene. Die beiden haben zwei gemeinsame Kinder, von denen ich eines morgen kennenlernen werde. Vito war früher Fotograf, Pia Lehrerin, beide haben aber noch viele andere Sachen gemacht und wissen unglaublich viel über alles mögliche. Zu meinem Glück teilen Sie ihr Wissen gerne und so habe ich hier jede Menge interessante Sachen gelernt. Vito versucht einen wilden Falken zu zähmen, indem er ihm öffter mal Essensreste gibt, siehe Bild.

Fidel wohnt auch hier in Yates und hat ein paar Tiere. Anscheinend ist er sehr gut im Häuserbauen, denn er hat das von Pia und Vito, sowie das von Anette und noch andere gebaut. Mit Holz aus dem hiesigen Wald. Manchmal kommt er einfach so vorbei, hier verabredet man sich meistens nicht, man besucht sich einfach. Er ist ein sehr ruhiger Typ und hat irgendwie die Ausstrahlung von einem Profi. Ich hab ihm den Spruch „kein Bier vor vier“ beigebracht. Gefällt ihm sehr gut. Er hält sich nicht dran.

Anette ist eine Deutsche die mit ihrem Sohn in einem Haus hinter der Laguna sin nombre wohnt. Dort kommt man nicht mit dem Auto hin, sondern nur mit dem Ruderboot (!) oder einem 50-minütigem Fußmarsch durch den Wald. Sie hat ein paar Hühner und vor allem einen großen Gemüßegarten. Besonders lecker sind ihre Stachelbeeren und die Holundergetränke, die sie selbst macht. Das erste Mal war ich an Silvester dort und bin ungeplant dann zum Feiern da geblieben. Es gab Asado (Lamm am Spies am Lagerfeuer) und jede Menge Bier. Ich hatte gar nichts dabei und so bin ich am nächsten Morgen in meinen muffigen Kleidern zurückgelaufen.

Andor ist Anettes Sohn und an Silvestermittag hab ich mit ihm an seinem Wasserkraftwerk gearbeitet. Das Projekt existiert wohl schon seit acht Jahren und ist jetzt fast fertig. Wäre ich an Neujahr noch ein paar Stunden länger geblieben, ich hätte das erste mal selbstproduzierte 220 V mitbekommen. Das Kraftwerk besteht aus einem ca. 30 m langen Rohr, das durch eine Schlucht läuft in der ein Bach plätschert. Am Ende ist eine Düse und eine Turbine, sowie ein Generator. Andor hat Medien (Film) gelernt, arbeitet auch in der Branche und würde gerne seinen Computer betreiben, dazu reicht die Solaranlage nunmal nicht aus. Er ist total sympathisch, energiegeladen und ich hatte viel Spaß mit ihm zu tüfteln.

Longino (?) ist ein Nachbar, der nur unweit von hier, also auch in Yates wohnt. Wir waren am 23.12 bei ihm und seiner Frau. Ich habe schon im Märchen von ihm berichtet, Totschlag, Gefängnis, Hölle, vielleicht erinnert ihr euch ja. Was ich nicht erwähnt hatte, war das die beiden gerade dabei waren Empenadas (gefüllte Teigtaschen) zu machen. Sie haben uns natürlich eingeladen und sich riesig gefreut, weil sie sonst über Weihnachten aleine waren. In der Ecke stand auch ein winziger blinkender Weihnachtsbaum. Longino macht auch Körbe aus Trieben aus dem Urwald. Die haben mir super gefallen.

Abraham ist der andere Nachbar von dem ich schon berichtet habe, Adoption, Ausweis, usw.. Jedenfalls gab es noch eine nette Geschichte mit ihm. Es kam nähmlich weiter unten im „Dorf“ (Yates ist eigentlich mehr ein Gebiet in dem eben Häuser stehen) kein Wasser mehr ankam. Das lag an Abraham, der hatte nähmlich keine Vorrichtung, die schließt, sobald sein Tank voll ist. Das heißt sein Tank lief die ganze Zeit über und durch das Rohr kam unten im Dorf weniger bis gar nichts mehr an. Pia hat ihm ein Ultimatum von einer Woche gesetzt sich so eine Vorrichtung zu besorgen. Die Wasserversorgung hier ist irgendwie gemeinschaftlich organisiert, sonst gäbs kein Wasser, außer aus dem Bach. Das heißt es gibt keine Wasserzähler.

Paulo wohnt in Rio Puelo, dem nächsten größeren Dorf. Dort stehen die anderen Bienenstöcke von Pia und Vito. Er vermietet Hütten und hat diese auch gebaut. Letzte Woche hat er eine Wandertour mit einem Priester entlang der alten Jesuitenroute gemacht. Er hat irgendwie auch diese Profi-Ausstrahlung. Einmal als wir bei ihm waren, hatte er noch Freunde da und einer von denen baut ein Haus im Wald nahe des Flusses. Dafür hat er aber keine Genehmigung und das Grundstück gehört ihm nicht, aber das interessiert hier anscheindend niemanden so sehr. Außer Anette, die ist nähmlich (ich weiß die genaue Bezeichnung nicht) Landschaftsplanerin.

Mattis ist ein Schweitzer und er wohnt momentan bei einem Freund auf dem Campingplatz umsonst. Er ist mit der jungen Lucia zusammen und plant ein Haus nahe dem von Anette zu bauen. Er war auch an Silvester da.

Uuund viele andere, die ich ausgelassen habe. Hier noch ein paar Bilder, die jetzt aber nicht unbedingt zu dem Text passen und zum Teil schon etwas älter sind.

chile 9